
Als Sozialdemokrat fällt es meist schwer, über die Probleme, die Flüchtlinge mit sich bringen, zu sprechen. Dennoch ist das Thema der Zuwanderung seit einigen Jahren ein brisantes Thema unserer Gesellschaft. Klar lässt sich darüber streiten, was in den vergangenen Jahren hätte besser funktionieren müssen. Ändern können wir allerdings nur für die Zukunft, nicht aber für unsere Vergangenheit.
Für die Zukunft finde ich es wichtig, dass wir uns mit dem Thema der Zuwanderung beschäftigen. Ich habe in den letzten Monaten stark beobachten können, dass in unserer Gesellschaft vermehrt abwertend über Flüchtlinge gesprochen wird, solange es anonym und abstrakt gehalten wird. Sobald aber die Leute ein Gesicht, eine Geschichte oder eine persönliche Erfahrung mit einem Flüchtling verbinden können, ist die Thematik der Integration eines Flüchtigen eine ganz andere.
Einer meiner Bekannten, sein Name ist Erich, kommt aus einer Flüchtlingsfamilie. Sein Vater und seine Mutter sind vor vielen Jahren von Ungarn her nach Deutschland geflüchtet. Nach einer langen und anstrengenden Flucht, erreichten sie endlich Deutschland. Seine Mutter war zu der Zeit gerade mit Erich schwanger. Kurz nach der Ankunft der jungen Familie erblickte Erich das Licht der Welt. Zuerst lebte die Familie von den staatlichen Zuschüssen. Bis Erichs Vater nach langem Warten irgendwann eine Arbeitserlaubnis in Deutschland bekam und sich einen Job suchen konnte. Erichs Vater arbeitete sein Leben lang in einer Fabrik. Erst als Hilfsarbeiter und im Laufe der Jahre bekam er dann etwas bessere Jobs in der Fabrik zugewiesen. Seine Mutter bekam insgesamt vier Kinder. Erich war das Zweitgeborene Kind der Familie. Nach kurzer Zeit, hatte sich auch Erichs Mutter Arbeit gesucht, um ihrem Mann finanziell unterstützen zu können. Sie war vormittags in einer Großbäckerei als Hilfskraft und an zwei Nachmittages pro Woche bei Privatleuten als Haushaltshilfe tätig. Die vier Kinder der einstigen Flüchtlingsfamilie haben nach der Schule allesamt studiert und rechtschaffene Berufe erlernt. Der älteste Sohn ist heute Arzt, Erich wurde Ingenieur, seine jüngere Schwester ist Lehrerin und der jüngste Sohn der Familie studierte Germanistik und Kunstgeschichte und ist inzwischen in leitender Position eines Museums. Alle haben inzwischen ihre eigenen Familien mit Kinder. Sowohl Erichs Eltern, als auch er selbst und seine Geschwister leisten ihren Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie leben in Deutschland, zahlen Steuern, haben ehrenamtliche Tätigkeiten und sind Vereinsmitglieder. Niemand würde heute auf die Idee kommen zu sagen, dass es damals ein Fehler gewesen sei, die junge Familie bei uns aufzunehmen und die ersten Jahre mit Hilfe von Asyl Geld zu unterstützen. Jeder Euro, den unsere Gesellschaft in diese Familie investiert hat, kommt heute doppelt und dreifach wieder zurück. Die Unterstützung von Flüchtigen und deren Integration ist nicht mit Ausgaben verbunden, sondern ist als Investition zu sehen.
Aus meiner Sicht dürfen wir unsere Verfehlungen nicht auf diejenigen abwälzen, die bei uns Schutz suchen. Vielmehr sollten wir dafür sorgen, dass wir uns in den Bereichen verbessern, dort wo Verbesserungspotential liegt.